Das Feuer ist schon im Altertum den Menschen und Göttern heilig gewesen. Die 6 Vestalinnen (altrömische Priesterinnen der Vesta) hatten dafür zu sorgen, dass niemals das heilige Feuer ausging.
Am Ostermorgen tanzt die Sonne bei ihrem Aufgang. Um ihr Tanzen zu sehen, ging man mancherorts frühmorgens auf die Berge. Man begrüsste die tanzende Sonne, in dem man selber tanzte.
Das Urfeuer war die Sonne, sie wurde u.a. in Ägypten göttlich verehrt. Die Osterfeuer wurden bereits in heidnischer Zeit praktiziert. Denn man versuchte so, die Sonne mit dem Frühlingsfeuer magisch auf die Erde herab zu ziehen. Auch Flammenräder liess man von Hügeln hinabrollen.
Mit den Osterfeuern wurde im Frühjahr die Sonne begrüsst. Sie galten auch als Kult zur Sicherung der Fruchtbarkeit, des Wachstums, der Ernte....
Am Abend des Ostertages leuchten von den Anhöhen die Osterfeuer, brennende Räder rollen zu Tal und leuchtende Scheiben werden in hohen Bögen über die Felder getrieben. So weit der Lichterschein dieser Feuer reicht, bringt er dem Lande Glück und Gedeihen. Früher wurden diese Osterfeuer auf besondere Weise entzündet. Wenn man zum Osterberge ging, löschte man zuvor im Hause das Herdfeuer.

Auf dem Berge wurde dann neues Feuer entzündet mit Stein und Stahl - dem altertümlichen Feuerzeug. Nur das auf diese Weise entzündete Feuer galt als heilig, es galt als das Feuer der verjüngten Jahressonne, das auf die Erde kam. Wenn die Feuer auf den Bergen erloschen waren, nahm man brennende Fackeln mit, um zu Hause das Herdfeuer wieder in Brand zu stecken.
Zum Scheiterhaufen des Osterfeuers musste jeder Holz oder anderen Brennstoff beisteuern, den die Jugend des Dorfes, Lieder singend, sammelte. Im Feuer wird häufig eine Strohpuppe verbrannt - es dürfte ein Sinnbild des sterbenden Winters sein.
Unser heutiges christliches Osterfeuer entstammt also den heidnischen Frühlingsfeuer, die ersten wurden um 750 in Frankreich zum Osterbrauch entfacht.
Die Bedeutung des Osterfeuers wurde auf Gott übertragen. Der Glauben ist das Osterlicht, Ausgangspunkt unseres Lebens. Weiter steht die Sonne als Sieger über den Winter und als Erwachen nach einer langen kalten Zeit. Ebenso kann das Erscheinen von Jesu gedeutet werden.
Im 11. Jahrhundert waren sie im deutschsprachigen Raum verbreitet. Damals musste das Feuer aus einem Stein geschlagen, oder mittels Brennglas entflammt werden.

 

Alle Jahre wieder wird ein geschmückter Nadelbaum als Symbol des Weihnachtsfestes aufgestellt. In der Regel handelt es sich um eine Fichte, Tanne oder Kiefer. In anderen Klimagebieten auch, z.B. um eine Stechpalme, Zypresse oder -als Ersatz- um einen Kunststoffbaum. Der Vorläufer dieses heute gebräuchlichen Baumes ist das Wintergrün, mit dem in der Vergangenheit zum Jahresbeginn, der lange mit dem Weihnachtsfest zusammenfiel, das Haus geschmückt wurde.

Am Anfang des 16. Jahrhunderts wurde zum erstenmal das Recht erlassen, Winter- oder Weihnachtsmaien zu schlagen. Parallel zu aufgeputzten Bäumen anderer Brauchtermine wurde um 1597 das Aufstellen und Behängen eines Baumes mit Früchten, Oblaten, Lebkuchen, Zuckerwerk, buntem Papier und Zisch- oder Rauchgoldschmuck bei Festen des städtischen Handwerks und der Zünfte eingeführt. Man stellte in diesen Zeiten die geschmückten Bäumchen auch an Torsäulen auf, damit sich das eigens vorbeigetriebene Stallvieh daran reiben konnte, um auch im nächsten Jahr gesund und fruchtbar zu bleiben. Damals nannte man den Baum noch "Dattelbäumchen".

In Turckheim im Elsass wird in dieser Zeit zum ersten Mal ein "Weynachtsbaum", ein mit "gefärbt Papier, Äpfel, Faden und Backwerk" geschmückter Baum, aufgestellt. Nur kurze Zeit später, 1605, beginnt man in Straßburg einen Baum mit Papierrosen herauszuputzen. Den heute gebräuchlichen Kerzenschmuck erwähnt erstmals LISELOTTE VON DER PFALZ 1660 am Hannoveranischen Hof, in ihren Jugenderinnerungen. Neben dem Buchsbaum benutzte man damals im mittel- und norddeutschen Städten auch Stechpalme, Eibe und Wacholder bis sich Tanne und Fichte nach und nach als dominierende Weinachtsbäume etablierten. Älteste Bilddarstellungen belegen, dass fürher gebietsweise sehr verschiedene Formen von Weihnachtsbäumen vertreten waren. Es gab z.B. auch von der Decke hängende Bäumchen mit der Spitze nach unten. Aufgrund des Schmucks, der aus Puppen, Zuckerwerk, Äpfeln, Nüssen und Backwerk bestand, nannte man den Baum auch Kinder-, Zucker- oder Nussbaum.

Im 19. Jahrhundert wurde der Weihnachtsbaum in der deutschen Bürgerfamilie gebräuchlich und breitete sich in ländliche Gebiete und in benachbarte europäische Länder sowie Nordamerika aus. Ende des 18. Jahrhunderts zählt der Rauschgoldengel aus Nürnberg und im Biedermeier vergoldete und versilberte Nüsse, Kugelschnüre sowie Lametta zum Weihnachtsschmuck. 1820 hängt man erstmals Glasbläsereien aus Thüringen (Christbaumkugeln) an den Weihnachtsbaum, 1900 auch Blechspielzeug und kunstgewerblicher Schmuck. Wachskerzen werden heute häufig durch elektrische Kerzen ersetzt, wegen zu hoher Brandgefahr. Seit 1919 ist auch das Aufstellen von Weihnachtsbäumen im Freien sehr poulär, orientiert am ersten Exemplar, das seit 1891 alljährlich vor dem WEISSEN HAUS in Washington, D.C. zu bewundern ist. Das der Weihnachtsbaum ein ganz besonderer Baum ist, zeigt, dass er sich bis heute, immer noch stark angelehnt an ursprüngliche Formen, bewahrt hat. Dies kommt daher, dass dieser Baum von einer ganz besonderen Symbolik umgeben ist. Dieser immergrüne Baum steht für die Wintersonnenwende, das neue Jahr und dessen Neubeginn. Er verdeutlicht auch die Wiedergeburt und Unsterblichkeit, denn Weihnachten ist auch das Fest der Geburt Jesu Christi. Der Baum gilt auch als Baum des Paradieses mit Gaben und Lichtern, die die Nacht erleuchten. Er wird auch als Weltenbaum gesehen, dessen Lichter Sonne, Mond und Sterne darstellen und jedes Licht eine Seele ist.

Die Pinie (eine Kiefernart) war Attis, Atargatis und Kybell geweiht und wurde mit Gold und Silberschmuck, mit Glocken etc. behängt. Der Weihnachtsbaum wurde als heiliger Baum angesehen, in dessen Geäst der heilige Vogel sitzt, und unter ihm wurden die Opfergaben ausgebreitet. Manchmal wurde der Baum auch als immergrüner, immerblühender Mythos angesehen und darum schmückte man ihn mit "Papierrosen". Man ist sich heute allerdings nicht sicher, ob dies nicht auch zum Zeichen des "Marienmythos" getan wurde ! Ebenso unsicher ist man in der Herkunft der Lichter. Einerseits können es Zeichen für sein, die sich auch auf die Gräber verteilt haben, andererseits können es Symbole für Christus sein, der als Licht der Welt in die Dunkelheit geboren wurde, "Lebensbaum". Es gibt allerdings auch Überlieferungen, die in eine völlig andere Richtung gehen. Man spricht darin vom Brauchtum, den Baum aufzustellen, damit durch seine grünen Zweige und die hellen Lichter, Geister vertrieben wurden. Die Äpfel, dei ein sehr beliebter Schmuck sind, stehen in Bezug zum paradiesischen Apfel der Erkenntnis und damit zur Erbsünde, die durch Christi Tat aufgehoben wurde, so dass der Menschheit die Rückkehr ins Paradies -symbolisiert durch den Weihnachtsbaum- wieder offen steht.

Man sieht also, wie viele Mythen und Geheimnisse mit Bäumen verbunden sind. Bäume stehen für viele Symbole und es ist sehr wichtig diese Bräuche, die sich seit Jahrhunderten bewährt haben, aufrecht zu erhalten. Denn Bäume strahlen in einem besonderen Glanz in unser Leben. Man muss Bäume erhalten, um auch folgenden Generationen die Chance zu geben, diesen Glanz zu erleben.

 

Der Teufelsgraben
Klingt das nicht recht gruselig ? Teufelsgraben, was mag das für eine merkwürdige Sache sein ? Nun, den meisten unter uns ist ja wohl die Sage bekannt, die um dieses Grabenstück sich gesponnen hat.

An dieser Stelle wollen wir uns aber einmal frei halten vom Mythischen und wollen versuchen, der Wirklichkeit über das Vorhandensein und den Zweck jenes seltsamen Grabens auf die Spur zu kommen. Ob das völlig gelingen wird ? Wohl schwerlich ganz. Da ist zunächst die erste Frage zu klären, wo liegt der Graben überhaupt ? Nun, man darf wohl annehmen, daß dies allen Heimatfreunden hier bekannt ist. Der Sicherheit halber wollen wir die Frage jedoch genau beantworten. Der eigenartige Graben, der im Volksmund Teufelsgraben genannt wird, ist heute nur noch stellenweise in der Gohrischheide genau nachweisbar: er soll sich zu früherer Zeit etwa unterhalb der Gaitzschhäuser von der Elbe ostwärts bis nach Koselitz erstreckt haben. Man erreicht das heute noch am auffälligsten bemerkbare Grabenstück auf einer schönen Wanderung über Röderau, dann die alte Salzstraße überquerend, entlang der Bahn nach Falkenberg am Heldenfriedhof des alten Zeithainer Lagers vorbei, durch das Waldstück vor dem Bahnhof Jacobsthal, die „Görtzschlichen“ genannt, hindurch, am genannten Bahnhof vorüber und weiter, den „gleichen Weg“ kreuzend, hinein in den Wald, der sich zu beiden Seiten der Bahn hinzieht. Eine kleine halbe Stunde vom Bahnhof Jacobsthal entfernt überquert dann die Eisenbahnstrecke den Weg von Fichtenberg über Kleintrebnitz nach Tiefenau. Kurz vor dieser Kreuzung, ein wenig ostwärts der „Wüsten Mark Rustel“, findet man die Reste dieses sagenumwobenen Grabens heute noch vor. Er bildet entlang des Nordrandes der eben erwähnten Wüstung, südlich Fichtenberg bis an die Gohrischwaldgrenze, sogar die Grenze zwischen dem Freistaat Sachsen und der Provinz Sachsen. Soweit über die Lage des Grabens.

Was hat es nun mit seiner Entstehung und seinem Verwendungszweck für eine Bewandtnis ?

Über diese Fragen herrschen in allen Kreisen die verschiedensten Ansichten vor. Einmal soll der Graben eine Art Bewässerungskanal dargestellt haben, etwa zwischen dem Elblauf und einem Wirtschaftsbetrieb landeinwärts. Ein andermal soll er als Schanzenwerk gedient haben u.a.m. Eines wird wohl unumstößlich feststehen: das hohe Alter des Grabens. Wir dürfen getrost annehmen, daß er noch aus der Zeit der deutschen Besiedlung unserer Heimat, also noch vor dem Jahre 928/929 herrührt. Ja, es ist gar nicht unwahrscheinlich, daß dieser Graben einstmals eine gewisse strategische Bedeutung gehabt hat; vielleicht zur Zeit, als die slawischen Stämme unsere weitere Heimat bevölkerten. Ein großer Kreis von Fachleuten erwärmt sich auch für die Idee, daß dieser Graben noch zu vorslawischer, also in altgermanischer Zeit einfach ein Grenzgraben gewesen ist, und zwar zwischen dem Hermundurenstamme, der unsere engere Heimat bewohnt haben soll, und dem Stamme der Sueben, die nördlich davon zu Hause waren. Man bringt auch die Reste des früher bei dem Dorfe Kosilenzien vorhanden gewesenen Burgwalls mit der sozusagen, militärischen Bedeutung des Teufelsgrabens in Verbindung.

Genau wird ja heute nicht mehr festzustellen sein, zu welcher Vorzeit der Graben ausgehoben ward und welchem Zweck er dienen sollte. Der Volksmund hat die dunkle, jedenfalls sehr weit zurückliegende Entstehungsgeschichte im Laufe der Jahrhunderte, wie schon oben erwähnt, in eine Sage verkleidet – volkstümlich eine bequeme Art, das sogenannte Unerklärliche verständlich zu machen.

Dem Bemühen zu genauen Forschungen über die frühere Bedeutung des Grabens wird also stets ein Riegel vorgeschoben sein, noch dazu beim Studium älterer Akten über Wesen und Leben unserer Heimat bis jetzt auch noch nichts positives in Bezug auf ihn hat aufgefunden werden können. Der Graben bleibt also eine Merkwürdigkeit unserer weiteren Heimat, die zwar phantasiebelebend auf den Wanderer wirken kann – man kann sich beispielsweise bei der Begehung des Grabens ganz gut vorstellen, wie einst hier in dunklem Walde die Grenzewächter unserer Boborderen auf der Lauer gelegen haben mögen -  die beflissenen Heimatforschern aber auch immer wieder Rätsel aufgeben wird. Immerhin lohnt es sich, hier einmal auf diese „Merkwürdigkeit“ aufmerksam zu machen. Es kommt wieder die Zeit, wo es viele unter uns hinauszieht in das Gebiet der Gohrischheide. Denen sollen die bescheidenen Mitteilungen zum Hinweis dienen, damit Sie der Wanderung, die meist doch der Erholung dienen wird, doch auch eine heimatkundliche Note verleihen. Wie oft schon ist von berufenen Stellen die Bitte ausgesprochen worden: gewinnt bei euren Gängen durch heimatliches Land der Wanderung die Reize und Freuden ab, die Sie euch im Lichte heimatlicher Vergangenheit, heimatkundlicher Altertümer zu bieten vermag ! Immer sollen wir uns folgender Mahnung mit Freuden bewußt sein: denn sie läst auch die einfachste Flur um uns zu einem herrlichen Erlebnis in uns werden, wenn wir den Spuren folgen wollen, die die Geschichte unserer Heimat eingegraben hat. Heimat – was liegt nicht alles Schönes in diesem Worte !

Quelle: "Aus der Heimat" (Mühlberg) Nr.8, 1931

 

Die Berichterstattung entspricht der damaligen Ausdrucksweise.
 

Die Kirchen-Visitation im Jahr 1575
Die letzte welche bis jetzt in unserer Gegend abgehalten wurde, galt der Ephorie Großenhain, einer der größten in Kursachsen. Sie umfaßte damals 276 Ortschaften, darunter 8 Städte, mit 60 Mutter- und 39 Tochterkirchen und 76 Predigern.

Folgende Orte unseres Kreises gehörten damals zur Großenhainer Ephorie und wurden von der Visitationskommision besucht: Altbelgern mit Martinskirchen und Stehla, Blumberg, Bockwitz mit Mückenberg, Boragk mit Fichtenberg und Burxdorf, Koßdorf mit Langenrieth, Elsterwerda mit Dreska, Kahla und Plessa, Gröden, Großkmehlen, Großthiemig, Mühlberg, Ortrand, Saathain mit Stolzenhain und Prösen, Saxdorf mit Möglenz und Kauxdorf, Würdenhain mit Oschätzchen.

Ausführliche Nachrichten über den Verlauf dieser General-Visitation enthält eine Matrikel, die älteste der Superintendentur Großenhain, von der in der vorzüglichen „Chronik der Stadt Großenhain“ von Dr. Schuberth das Wissenswerteste veröffentlicht worden ist. Die Matrikel gibt Aufschluss über die vorhandenen Zustände in den einzelnen Ephorien und über die Ergebnisse der Prüfungen, auf Grund deren die Tüchtigkeit der Geistlichen und Lehrer festgestellt wurde. An Verordnungen mangelt es auch nicht. Folgende Gebote, die die damalige kirchliche Zucht und Ordnung erkennen lassen, erwähnt genannte Chronik ausführlich.

1. An allen Sonn- und Festtagen soll jeder Hausvater samt seinen Kindern und Gesinde die Früh- und Nachmittagspredigt besuchen und ohne besondere Erlaubnis seitens des Pfarrers und des Richters nicht wegbleiben. Übertretungen sind mit 10 Gr. Halb der Kirche und halb der Gemeinde zu gut zu strafen. Richter und Schöppen haben darauf zu achten, daß kein Fall unbestraft bleibt. Auch in den Wochen- und Passionspredigten in der Fastenzeit, welche der Pfarrer nach Verordnung des Superintendenten  ansetzt, soll aus jedem Hause entweder der Wirt oder die Wirtin mit den Kindern und dem Gesinde bei Strafe von 5 Gr. sich einfinden. In gleichen sind die Kinder und das Gesinde zu den Katechismuspredigten fleißig anzuhalten. Den Pfarrherren ist ferner auferlegt und befohlen, alle Jahre Privateramina (mit den Erwachsenen) zu halten und dabei je zwei oder drei Häuser zusammenzufordern. Welcher Wirt und welche Wirtin sich dazu nicht einstellt, soll vom Amte um ein Schock gestraft werden.

2. Die Sonntagsarbeit mit Pferden soll um 20 Gr., die Handarbeit aber an Sonntagen und geordneten Festen mit 10 Gr. gestraft werden.

3. Weinstuben und Rockenstuben, Scheidabende sowie alle nächtlichen Zusammenkünfte sind dem Wirt bei Strafe eines neuen Schocks, dem Gast aber bei Strafe von 30 Gr. zu verbieten.

4. Von denselben Strafen werden Wirt und Gast betroffen, wenn Labetänze und sonstige Tänze bei anderen Gelegenheiten als zu Hochzeiten und Verlöbnissen stattfinden.

5. Gastereinen unmittelbar vor Trauungen sind unstatthaft, und wo eine solche vorkommt, ist der Bräutigam mit einem Schock Gr. in Strafe zu nehmen.

Eigenartige Zustände fand die Visitations-Kommission in manchen Orten unseres Kreises und seiner Umgebung vor.

In Großthiemig war der Pastor zugleich Eigentümer der Schänke, er hatte sie von seinem Vater geerbt, der offenbar dort Gastwirt gewesen war und seinen Sohn hatte Pastor werden lassen. Der Pastor und Gasthofsbesitzer hatte aber durch seinen zweifachen Beruf Anstoß erregt, die Visitations-Kommission gab ihm daher die Weisung, die Schänke binnen Jahresfrist zu verkaufen.

In Lorenzkirch lag der Fall ähnlich; dort beklagte sich der Wirt darüber, daß der Pfarrer bei gewissen Gelegenheiten Bier verkaufe, auch in seiner Wohnung selbst „Gäste setze“. Der Verklagte bestreitet das zwar, es werden ihm jedoch derartige Übergriffe für die Zukunft untersagt. In Würdenhain erhielt der Amtsschöffer von der Kommission den Auftrag, dem dortigen Pfarrer wieder zu seinem Recht zu verhelfen; dem war nämlich nach seinen Angaben ein großes Stück von seinem Felde weggeackert worden.

In Linz bei Ortrand beklagten sich der Patron und die Gemeinde darüber, daß der Pfarrer alle seine Predigten aus Büchern ablese und auch im Lesen sehr unsicher wäre. Er wurde dennoch wegen seines hohen Alters im Amte belassen.

Ihre Not hatte die Visitations-Kommission in der Gegend von Senftenberg, wo sie manchen ungeeigneten Pfarrer fand, aber im Amte belassen mußte, da schwer ein Nachfolger zu finden war, der wendisch predigen konnte (in Bockwitz wurde noch im Jahre 1700 Gottesdienst in wendischer Sprache abgehalten).

Ein wenig günstiges Licht warf das Ergebnis jener General-Visitation auf manche Gemeinden. Die Leute in Fichtenberg benutzten ihre Kirche zur Abhaltung des Gemeindebiers und zu anderen „leichtfertigen Sachen“, was künftig bei Strafe von zwei Schock Gr. verboten wurde. Fichtenberg muß überhaupt ein echtes „Bierdorf“ gewesen sein, denn die Gemeinde wurde dazu ermahnt, ihr Pfingstbier nicht eher als am Pfingsttage selbst zu trinken, sowie das „Kugellege“, welches sie neben ihrem Gemeindehause dicht beim Kirchhofe eingerichtet hatte, von da zu verlegen, bei Strafe eines Schocks Gr. für die Gemeinde und jeden Spieler. Auch dem Wirt wurde dieselbe Strafe angedroht, wenn er während des Vor- und Nachmittagsgottesdienstes „Gäste setzt“ und Bier verschenkt oder Spiel und andere Leichtfertigkeit dulde.

In Altbelgern endlich (erzählt die Chronik zuletzt) ist gar Unfug eingerissen, daß die Junggesellen während des Gottesdienstes von den Emporen herab die unten sitzenden Mägde mit Steinen werfen, sowie auch sonst „gar ärgerlich“ sich verhalten, und es wird diesem Frevel gegenüber den Kirchvätern und Richtern zur Pflicht gemacht, die Übeltäter zu ermitteln und zum „Abscheu“ für die Andern mit dem Halseisen zu bestrafen.

Die eingangs erwähnte Matrikel in der Großenhainer Superintendentur enthält außerdem von jeder Kirchengemeinde der Ephorie ein Verzeichnis der Einkünfte, der vorhandenen Bücher u.a.m.
Leider ist aber, wie Dr. Schuberth in seiner Chronik mitteilt, ein Band der Matrikel mit vielleicht sehr wertvollen Aufzeichnungen verloren gegangen.

Quelle: Schwarze Elster Nr.: 31 vom 20.09.1906

 

Die Ausdrucksweise entspricht der damaligen Berichterstattung.
 

Ein Fichtenberger General im Dreißigjährigen Kriege
Fichtenberg hat im Mittelalter die Herren von Taupadel als Erb-, Lehn- und Gerichtsherren gehabt. Etwa von 1406 bis 1675 ist die Familie hier anzutreffen. Die Namen der Besitzer sind der Reihe nach: Balthasar von Taupadel, Hans von Taupadel, Heinrich, Hans. Der 4.Sohn Heinrichs, nämlich Georg Christoph nahm zeitig Kriegsdienste. Im Dreißigjährigen Kriege war er anfänglich bei den Dänen zu finden. Als die Schweden kamen, nahm er bei denen Dienst und wurde Oberster. In einem Kampfe wider „Krabaten“ wurde er gefangen. Doch ließ ihn Wallenstein bald wieder los, damit er dem Schwedenkönige Friedensvorschläge unterbreiten sollte, die aber kein Gehör fanden. Er fügte den Kaiserlichen alsbald viel Schaden zu und verteidigte die Festung Koburg standhaft gegen Wallenstein. 1633 wollten sich die Kroaten an ihm rächen und ihn überfallen; er erfuhr davon und kam ihnen zuvor, schlug sie und kehrte mit großer Beute zurück. Ähnliche Vorfälle wiederholten sich. Georg Christoph von Taupadel war immer Sieger. 1634 wurde ihm ein Arm weggeschossen. Nach dem Tode Herzog Bernhardts von Weimar half er 1640 die Armee desselben in die Hände der Franzosen zu spielen, wofür er von denen mit 35000 Kronen belohnt sein soll. Er soll auch veranlaßt haben, daß diese Armee sich von den Schweden trennte. Dadurch machte sich General Taupadel bei den Schweden sehr verhaßt. General war er schon seit 1638, wo er in Süddeutschland viele Orte erobert hatte.

In den letzten Jahren des Krieges scheint er das Soldatenhandwerk nicht mehr ausgeübt zu haben. Bekannt ist von ihm, daß er sich mit den Offizieren seiner Armee nicht hat vertragen können. Der Geschichtsschreiber Pufendorff weiß von viel harten Reden, die er auch gegen seinen General-Feldmarschall geführt haben soll.

Sein Sohn Christoph hatte vom Vater die Luft zum Soldatenleben geerbt. Er trieb sich in Siebenbürgen, England, Afrika um, wohin er als Kapitän eines englischen Kriegsschiffes kam. Später nahm er am Kriege zwischen Frankreich und Spanien teil. 1668 kehrte er heim. Er besuchte die Verwandtschaft und kam zuletzt zum Vetter nach Fichtenberg. Als er am 14. Oktober 1668 von hier wegritt, überfielen ihn seine Knechte, töteten und beraubten ihn. Der Tote wurde in Büschen versteckt erst nach drei Tagen gefunden. Seine Linie ist mit ihm erloschen.

In Fichtenberg saß damals Balthasar Abraham, geboren. 27.4.1626, gestorben 22.8.1674. Der hat viele Streitigkeiten mit dem Parrer Bultuvius von Boragk begonnen, die der Behörde viel zu schaffen machten. Der Pfarrer ging, um Frieden zu haben. Sein Nachfolger Deggius erfuhr ebenfalls viel Arges durch den streitsüchtigen Edelmann.

Quelle: Schwarze Elster Nr.: 432 vom 10.02.1932

 

Die Ausdrucksweise entspricht der damaligen Berichterstattung
 

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