Ein Zwiegespräch


RÜCKBLICK AUF 80 JAHRE FUSSBALL im Jahre 2002


Rentner: Hallo was feiert Ihr denn heute ?
Sportler:
80 Jahre Fußball und 30 Jahre Schalmeien, aber warum fragst du ?

Rentner: Über den Fußball kann ich von früher einiges erzählen.
Sportler: Na dann schieß mal los.

Rentner: Das erste Spiel gab es 1922 gegen eine Leipziger Jugendmannschaft,
die mit ihren Lehrern auf Wanderschaft waren. Die Großstädter siegten mit 8:2, die beiden Fichtenberger Tore erzielte der 14jährige Max Fritzsche.
Danach gründeten Paul und Alfred Rische, Max Kockisch und Wilhelm Lehmann den Verein „Rasensport Fichtenberg".
Aus den Nachbarorten kamen weitere Spieler, dadurch konnten 1926 zwei weitere Mannschaften gemeldet werden. Aus Masse wird auch Klasse, dadurch schafften wir 1929 den Aufstieg in die A-Klasse des nordsächsischen Bereiches. Als die Nazis an die Macht kamen, mussten wir uns in „Grün-Weiß" umbenennen. Dann kam der Krieg und es war erst einmal Schluss mit Fußball.
Sportler:
Und wie ging es dann weiter?

Rentner: Zur Gründungszeit der Deutschen Demokratischen Republik wurde der Fußball neu ins Leben gerufen. Das waren noch Kerle, keine Fußballschuhe und kaum Sportbekleidung, aber trotzdem rollte der Ball wieder.
Der hielt oft kein Spiel durch, wurde aber von Erich Zindler sofort auf dem Platz genäht. Bis 1952 wurde im Kreis Riesa weitergespielt, mit der Gründung der Bezirke dann im Kreis Liebenwerda. Bald kam die Umbenennung in „Traktor Fichtenberg" als Huldigung unseres Großsponsors, der LPG. 1954 konnten eine Jugend- und eine 2. Männermannschaft gemeldet werden. Mit diesem guten Potential wurde in der Saison 56/57 der Aufstieg geschafft. Dann kam das große Hochwasser von 1957 und unser „heiliger Rasen" stand einen halben Meter unter Wasser. Es hagelte auswärts Niederlagen und wir rutschten auf den letzten Platz. Keiner setzte mehr auf uns, aber in der Rückrunde eilten wir von Sieg zu Sieg und erreichten noch am Ende den siebenten Platz.
Sportler: Dann seid Ihr wohl eine sehr heimstarke Mannschaft ?

Rentner: In den folgenden Jahren spielten wir immer in der Spitzengruppe mit.
1964 wurden wir Vizekreismeister und Kreispokalsieger.
Aber dann kam das Schicksalsjahr 1967.
Wir wurden letzter und stiegen in die 2. Kreisklasse ab. Dort war aber nach ein paar Spielen Schluss. Nach internen Streitigkeiten und Personalproblemen wurde die Mannschaft zurückgezogen. Nun will ich die Zeit von 1949 bis 1967 mal zusammenfassen und mit den jetzigen Fußballmillionären vergleichen. Die haben ihr Hobby zum Beruf gemacht und bekommen nur Zucker in den A … geblasen. Anreise mit Flugzeug, Übernachtung im Hotel via Einzelzimmer und Mittagsschlaf vor dem Spiel. Wir dagegen sind mit dem Fahrrad gefahren, haben keinen Pfennig gekriegt und alles aus Spaß an der Freude gemacht. Zum Beispiel sind wir bis nach Walda bei Großenhain mit dem Drahtesel angereist. Dort hat unser „Bomber“ bei 4:2 Führung den einzigen Ball kaputt geschossen.
Sportler: Wer war eigentlich der „Bomber“ ?

Rentner: Rolf Werner, und der hatte einen Mordschuss. In Elsterwerda hatte er einen Ball an die Latte geknallt, daraufhin ist das Tor zusammen gebrochen. Aber nochmals zum Walda-Spiel. Da es keine Umkleidekabinen gab, hatten wir unsere Sachen im Wald abgelegt und nach dem Spiel waren diese alle voller Raupen. Gewaschen wurde sich in Schüsseln, heute wird schon bei kaltem Duschwasser gemeckert. Und lange in einem Verein bleiben die Spieler auch nicht mehr. Bei uns aber hat Erwin Metzner 459 Spiele gemacht. Heinz Bärsch hat 426, eins davon sogar am Tag seiner Hochzeit. Heute gilt schon der Geburtstag seiner Großtante als Entschuldigung. Über 300 Spiele haben außerdem noch Günter Niesar, Günter Lehmann,
Kurt Behrend, Kurt Weitz, Klaus Zukunft.
Und jener Klaus Zukunft ist mit 238 Toren unser bester Torschütze.
Damit liegt er zwar international hinter Gerd Müller aber noch vor Ulf Kirsten.
Weitere erfolgreiche Torschützen waren:
Erwin Metzner, Günter Lehmann, Rolf Werner, Aribert Kowalczyk.
Sportler: Und wie ging es dann weiter ?

Rentner: Mit den Sportfesten ging es weiter. Da spielten die Werkstattschlosser gegen den Bauhof. Das machte allen viel Spaß und so wurde zur Saison 73/74 wieder eine Mannschaft zu den Punktspielen gemeldet, die dann auch immer um den Aufstieg mitspielte. Bei unseren Auswärtsspielen waren wir die Attraktion der Liga als wir mit
unseren „weißen Riesen" vorgefahren sind.
Sportler: Was gab es denn bei einem Waschmittel zu bestaunen ?

Rentner: Nein nein, dass war kein Waschmittel, sondern ein Traktor mit transportabler Umkleidekabine. Alle Gegner beneideten uns um unser Luxusgefährd, denn wir hatten Tische, Stühle, Waschbecken und sogar eine Gasheizung. Und natürlich waren immer ein paar Kisten Bier auf Reisen. Für die Heimspiele begann 1976, unter der Leitung von Max Fritzsche, der Bau unseres Sportlerheimes. Aber trotz großer Hilfe aller Spieler verzögerte sich der Bau, da die Materialbeschaffung ein Riesenproblem darstellt. Zum Beispiel wurde der Dachstuhl in Beeskow organisiert, musste aber selbst abgeholt werden. Der 110 km lange Transport wurde mit Traktor und Hänger gemeistert. Danach bin ich dann weggezogen. Weist du vielleicht wann das Sportlerheim fertig gestellt wurde?
Sportler:
Ja da kann ich dir helfen. Ich verfolge seit 1979 die Geschichte des „MSV" und ich habe eine große Vision … Aber dazu später ! Der Bau konnte 1980 beendet werden. In den 80iger Jahren belegten die Fußballer ständig vordere Plätze durch viele erfolgreiche Spiele. Durch Verstärkung mit jungen Leuten in der 1. Mannschaft wurde eine 2. Mannschaft gegründet, die es aber nicht lange gab. In der Wendezeit gelang der 1. der Einzug ins Pokalfinale, das leider mit 0:1 gegen Theisa verloren wurde. Ebenfalls in dieser Zeit gelang der Aufstieg in die Kreisliga, aus der wir uns nach der Saison 90/91 schon wieder verabschieden mussten.

Rentner: Und wie ging es dann nach der Wende weiter und warum nennt ihr euch jetzt „MSV" ?
Sportler: 1990 kam es zum Zusammenschluss mit der 1972 gegründeten Schalmeienkapelle zum „Musik- und Sportverein Grün-Weiß Fichtenberg e.V. ". Denn es bestand ein starkes Interesse am erfolgreichen Vereinsleben der Fußballer und den nahtlos geschweißten Olympiakörper unserer Spieler, die allesamt von A d o n i s hätten geklont sein können. Börseninsider und führende Wirtschaftsexperten sprachen damals von einer so genannten „feindlichen Übernahme".

Rentner:  Wie läuft es denn sportlich so ?
Sportler:
Seit 1999 dümpelt die Mannschaft in der 2. Kreisklasse herum,
ist somit „unabsteigbar". Das soll natürlich nicht so bleiben. Die deutsche Nationalmannschaft musste sich auch erst mit Berti blamieren, bevor sie mit Rudi Vizeweltmeister wurden.

Rentner: Und seid ihr an die Börse gegangen, oder was ?
Sportler: Nein, wir sind nicht an die Börse gegangen, sondern haben in neue, junge Spieler, einen neuen Schieri und einen neuen Coach investiert.
Und letzterer ist ein ganz harter Hund, ein Schleifer, ein Driller, ein ganz furchtloser Killer ! Und mit all diesen Möglichkeiten, starkem Willen und ein bisschen Glück werden wir aufsteigen wie „Phönix aus der Asche ".

Rentner: Ist das eure einzige Mannschaft ?
Sportler: Nein der MSV hat noch zwei weitere Mannschaften, die Damenmannschaft und
die Alten Herren.

Rentner: Die Alten Herren, saufen die nur, oder haben die auch schon was erreicht ?
Sportler: Die Saufen wie sie spielen, nämlich ganz schön. Seit Mitte der 90iger Jahre mischen sie in ihrer Liga im Mittelfeld die Karten. Ihnen gelangen bisher drei Wahnsinnserfolge. Erstens, das Altligaendspiel um den Kreismeister, welches sie leider verloren. Zweitens, 1999 wurden sie „Hallen-Kreis-Weit-Meister" !!! Drittens, der wohl größte und psychologisch wichtigste Erfolg, ein Sieg gegen den Erzrivalen Mühlberg, die Pfeifen. In der Neuzeit ist Fußball natürlich schon lange keine reine Männersache mehr und so konnten wir eine Damenmannschaft gründen, die aber nicht am Punktspielbetrieb teilnimmt.

Rentner: Und wer pflegt heute den Platz und wie sieht euer Vereinsleben aus ?
Sportler:
Unseren Rasen, Barrieren, die Kabinen und das Flutlicht werden gehegt und gepflegt mit Hilfe unserer Sponsoren und viel Eigeninitiative und nach wie vor bestehen die alten Kontakte zur LPG. Und wie habt ihr früher den Rasen gemäht, etwa mit der Sense ?

Rentner: Der Rasen wurde damals von Schafen kurz gehalten, der Platz nur mit Schubkarren und Schaufeln angelegt und planiert. Aber du sprachst vorhin von einer Vision, wie sieht die denn aus.
Sportler: Tja richtig, du meinst meinen Traum. Also, ich stelle mir vor, Fichtenberg löst die großen deutschen Mannschaften als Hauptlieferant der Spieler zur WM 2006 ab.

Rentner: Wau, wir werden seh'n …
Sportler: Darauf trinken wir, PROST !!!

verfasst von Dietmar Schulze (Sportler) im Gespräch mit Erich Zindler (Rentner)
 

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