Geschichten - Teufelsgraben

Der Teufelsgraben
Klingt das nicht recht gruselig ? Teufelsgraben, was mag das für eine merkwürdige Sache sein ? Nun, den meisten unter uns ist ja wohl die Sage bekannt, die um dieses Grabenstück sich gesponnen hat.

An dieser Stelle wollen wir uns aber einmal frei halten vom Mythischen und wollen versuchen, der Wirklichkeit über das Vorhandensein und den Zweck jenes seltsamen Grabens auf die Spur zu kommen. Ob das völlig gelingen wird ? Wohl schwerlich ganz. Da ist zunächst die erste Frage zu klären, wo liegt der Graben überhaupt ? Nun, man darf wohl annehmen, daß dies allen Heimatfreunden hier bekannt ist. Der Sicherheit halber wollen wir die Frage jedoch genau beantworten. Der eigenartige Graben, der im Volksmund Teufelsgraben genannt wird, ist heute nur noch stellenweise in der Gohrischheide genau nachweisbar: er soll sich zu früherer Zeit etwa unterhalb der Gaitzschhäuser von der Elbe ostwärts bis nach Koselitz erstreckt haben. Man erreicht das heute noch am auffälligsten bemerkbare Grabenstück auf einer schönen Wanderung über Röderau, dann die alte Salzstraße überquerend, entlang der Bahn nach Falkenberg am Heldenfriedhof des alten Zeithainer Lagers vorbei, durch das Waldstück vor dem Bahnhof Jacobsthal, die „Görtzschlichen“ genannt, hindurch, am genannten Bahnhof vorüber und weiter, den „gleichen Weg“ kreuzend, hinein in den Wald, der sich zu beiden Seiten der Bahn hinzieht. Eine kleine halbe Stunde vom Bahnhof Jacobsthal entfernt überquert dann die Eisenbahnstrecke den Weg von Fichtenberg über Kleintrebnitz nach Tiefenau. Kurz vor dieser Kreuzung, ein wenig ostwärts der „Wüsten Mark Rustel“, findet man die Reste dieses sagenumwobenen Grabens heute noch vor. Er bildet entlang des Nordrandes der eben erwähnten Wüstung, südlich Fichtenberg bis an die Gohrischwaldgrenze, sogar die Grenze zwischen dem Freistaat Sachsen und der Provinz Sachsen. Soweit über die Lage des Grabens.

Was hat es nun mit seiner Entstehung und seinem Verwendungszweck für eine Bewandtnis ?

Über diese Fragen herrschen in allen Kreisen die verschiedensten Ansichten vor. Einmal soll der Graben eine Art Bewässerungskanal dargestellt haben, etwa zwischen dem Elblauf und einem Wirtschaftsbetrieb landeinwärts. Ein andermal soll er als Schanzenwerk gedient haben u.a.m. Eines wird wohl unumstößlich feststehen: das hohe Alter des Grabens. Wir dürfen getrost annehmen, daß er noch aus der Zeit der deutschen Besiedlung unserer Heimat, also noch vor dem Jahre 928/929 herrührt. Ja, es ist gar nicht unwahrscheinlich, daß dieser Graben einstmals eine gewisse strategische Bedeutung gehabt hat; vielleicht zur Zeit, als die slawischen Stämme unsere weitere Heimat bevölkerten. Ein großer Kreis von Fachleuten erwärmt sich auch für die Idee, daß dieser Graben noch zu vorslawischer, also in altgermanischer Zeit einfach ein Grenzgraben gewesen ist, und zwar zwischen dem Hermundurenstamme, der unsere engere Heimat bewohnt haben soll, und dem Stamme der Sueben, die nördlich davon zu Hause waren. Man bringt auch die Reste des früher bei dem Dorfe Kosilenzien vorhanden gewesenen Burgwalls mit der sozusagen, militärischen Bedeutung des Teufelsgrabens in Verbindung.

Genau wird ja heute nicht mehr festzustellen sein, zu welcher Vorzeit der Graben ausgehoben ward und welchem Zweck er dienen sollte. Der Volksmund hat die dunkle, jedenfalls sehr weit zurückliegende Entstehungsgeschichte im Laufe der Jahrhunderte, wie schon oben erwähnt, in eine Sage verkleidet – volkstümlich eine bequeme Art, das sogenannte Unerklärliche verständlich zu machen.

Dem Bemühen zu genauen Forschungen über die frühere Bedeutung des Grabens wird also stets ein Riegel vorgeschoben sein, noch dazu beim Studium älterer Akten über Wesen und Leben unserer Heimat bis jetzt auch noch nichts positives in Bezug auf ihn hat aufgefunden werden können. Der Graben bleibt also eine Merkwürdigkeit unserer weiteren Heimat, die zwar phantasiebelebend auf den Wanderer wirken kann – man kann sich beispielsweise bei der Begehung des Grabens ganz gut vorstellen, wie einst hier in dunklem Walde die Grenzewächter unserer Boborderen auf der Lauer gelegen haben mögen -  die beflissenen Heimatforschern aber auch immer wieder Rätsel aufgeben wird. Immerhin lohnt es sich, hier einmal auf diese „Merkwürdigkeit“ aufmerksam zu machen. Es kommt wieder die Zeit, wo es viele unter uns hinauszieht in das Gebiet der Gohrischheide. Denen sollen die bescheidenen Mitteilungen zum Hinweis dienen, damit Sie der Wanderung, die meist doch der Erholung dienen wird, doch auch eine heimatkundliche Note verleihen. Wie oft schon ist von berufenen Stellen die Bitte ausgesprochen worden: gewinnt bei euren Gängen durch heimatliches Land der Wanderung die Reize und Freuden ab, die Sie euch im Lichte heimatlicher Vergangenheit, heimatkundlicher Altertümer zu bieten vermag ! Immer sollen wir uns folgender Mahnung mit Freuden bewußt sein: denn sie läst auch die einfachste Flur um uns zu einem herrlichen Erlebnis in uns werden, wenn wir den Spuren folgen wollen, die die Geschichte unserer Heimat eingegraben hat. Heimat – was liegt nicht alles Schönes in diesem Worte !

Quelle: "Aus der Heimat" (Mühlberg) Nr.8, 1931

 

Die Berichterstattung entspricht der damaligen Ausdrucksweise.
 

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